Sonntag, Oktober 09, 2005

Auf nach Sarajevo






Die Fahrt und die Strecke nach Sarajevo gleicht einem Kriegsbericht. Zerstoerte und ausgebrannte Haeuser saeumen links und rechts die Strasse. Bestimmt Gefechts- und Schiessuebungen fuer den »Ernstfall Mostar«

Sarajevo, Tabbantenstadt in XXXXL

Wer Dortmund-Scharnhorst, Muenchen-Arabellapark, Koeln-Muemmelmansberg oder Hamburg-Steilshoop kennt weiss was ich meine. Sarajevo ist das Gleiche, jedoch im Format XXXXL. Ich habe nur noch eine vergleibarere Betonwueste gesehen, Rotterdamm und die Bilder aus Riddley Scots »Blade Runner«. Ein Molloch… mir fehlen die Worte. Es gibt eine Stadtautobahn aehnliche Strasse, ca. 10km lang mit 5 Abfahrten rechts- links in Stadtteile voller Betonburgen. Ich habe das Gefuehl es sieht aus jeder Himmelsrichtung glich aus, egal von wo aus man sich Sarajevo naehert. Im Stadtkern der krasse Gegensatz. Aehnlich wie in Wien, ein wilder, bizzarrer und an Gegensaetzen kaum zu ueberbietender MischMasch verschiedenster Kulturen und Baustile. HighTechNeonBunker, orientalische KeineAhnungWas und verkommene SpaetLeninistischKomunistischePrunkbauten draengen sich dicht an dicht. Ich habe das dringende Beduerfniss, die Stadt sofort zu verlassen, allein die Geraeuschkullisse mit staendigem Hupen, Sirenengeheul und der Abgasgestank fordern meinen Mut und meine Geduld sehr heraus. Dank einer Intervention des Universums habe ich etwa 2 Stunden Ruhe, da 100% aller Gangster die Liveuebertragung vom Laenderspiel Bosnien – San Marino im Fernsehen anschauen. Ich geniesse einen Bummel durch die Flanniermeile im Stadtkern, wo sich die Jugend und Geschaeftswelt von ihrer schoensten Fassade zeigt. Mann und Frau flanniert Sammstagabends Meile Auf und Ab und gibt sich modern-traditionsbewusst. Der Frauenanteil ist heute besonders hoch ( siehe Fernsehuebertragung) Selbst die deutschen EUFOR-Truppen flannieren. Ach ja, alles haemmert auf Haendys rum, vorzugsweise die aufklapbaren mit den bunten Bildchen und Toenen. Nach einigen Kafees und Gespraechen beschliesse ich ausserhalb der Stadt richtung Norden auf einer Tankstelle (Kammeraueberwacht) zu uebernachten, verfahre mich etwas und beschliesse nach Sarajevo zurueck zu kehren. Wenn ich schon mal hier bin, schaue ich mir »Den Technobunker« in Sarajevo an. Dumm gelaufen, da die Gangsterpause vorbei ist. Auto aufgemacht ( ich hatte vergessen ein Fenster zu verriegeln) alles durchwuehlt, jedoch nur das Portemonaie mit Fahrzeugschein, unwichtigen Plastikkarten und etwas Slovenischem Bargeld, Taschenlampe und Taschenmesser sind weg. Alles andere hat der Profi dagelassen. Wahrscheinlich sind andere Gegenstaende schwer zu verkaufen und leicht zu identifizieren. Den Verlusst des Bargeldes kann ich verschmerzen, den Verlusst meiner Privatsphaere weniger. Der spirituellen Verlusst meines »geschuetzten Raumes«wird noch des oeffteren Gegenstand einiger »Konferenzen« sein! Lektion gelernt: Grosstaedte sind gestrichen von der Reiseroute.

Bihač und Banja Luka habe ich am naechten Tag am Rande gestriffen. Schon allein bei der Annaeherung entbloessten sie sich alls Muellhaufen. Ueberhaupt ist der ganze Balkan ein unglaublicher Muellabladeplatz. Bevoellkert von SuperMachos, irren Verkehrsrowdys die ohne einblick ins Verkehrsgeschehen gnaden und skrupellos ueberholen. Wenn der Homo Errectus und der Homo Neandertalis ueberlebt hat, dann in Ex-Yugoslavien