Freitag, Dezember 16, 2005

Weihnachten eine Tradition?





Aus aktuellem Anlass eine etwas vorgeschobene Anmerkung.
Weihnachten eine Tradition? Ich befinde mich z.Zt. in einer Kleinstadt im norden von Portugal und bemerke, wie diese historische, auf ca 2000 Jahre Tradition zurueckblickende Stadt von hunderten Lautsprechern die ueberall aufgehaengt sind mit Weihnachtssongs beschallt wird. Nicht etwa portugiesische Weihnachtssongs. Nein, eine wilde Mischung von aussschliesslich amerikanischen Weinachtssongs in den abenteuerlichsten Interpretationen. Ich habe die Frage gestellt ob hier Jemand noch weiss wie Naranja (ein traditionelles iberisches Erfrischungsgetraenk aus Wasser, Zitronensaft, Orangensaft, etwas Zucker und Eis) hergestellt wird? Ja klar weiss man hier zu berichten, Naranja das “traditionelle Spanisch-Portugiesische Getraenk gibt es in jedem Supermercado zu kaufen! Ja klar als Fantabrause mit vielvielviel Zucker (wegen der Haltbarkeit und den Interressen der amerikanischen Zucker/Pharmaindustrie) vielvielviel Kohlensaeure (wegen der Haltbarkeit und den Interressen der amerikanischen Zucker/Pharmaindustrie) Wasser (Leitungswasser, nicht etwa Quellwasser) und Aroma (wegen dem Geschmack und den Interessen der amerikanischen Zucker/Pharmaindustrie) sehr Traditionell!!
Ich erinnere mich an eine Tradition, bei der am ersten Weihnachtstag die Grosseltern besucht und am zweiten Weihnachtstag die Alten im Altenheim / Armenhaus besucht wurden, um diese Menschen, die einmal Stuetzen der Gesellschaft waren, auch am Reichtum des Heiligen Abends teilhaben zu lassen! ( Diese Tradition wird uebrigens im Kinderbuch “Michel aus Loenneberga” von Astrid Lindgren beschrieben) Wo ist diese Tradition geblieben? (Aufgegriffen wurde diese Idee von Menschen, die bei Supermaerkten, Hotells, Restaurants und Grossveranstaltungen um Sachspenden fuer die Armenkuechen bitten, siehe “Kalte Platte”, Armenkuechen, etc.) Bei den Veranstaltungen wie Generalversammlungen oder Klausurtagungen der “Grossen Volksparteien” CDU, CSU, SPD!, FDP wird eine Spende der uebriggebliebenen Festbankette an die Hilfsorganisationen VERWEIGERT!! Sehr Traditionell! Wer hat den bei der Einfuehrung der Allgemeinen Schulpflicht und der Abschaffung des traditionellen Schulgeldes, das jahrhundertelang erhoben wurde protestiert? Eigenartig, auf diese Tradition beruft sich heute keiner mehr. Ich kenne noch die Tradition der Schuluniform mit Stadtwappen. Wenn ich mir dann manche Reden unserer Schoenwetter-Politiker anhoere, die sich immer so gerne auf Traditionen und Gemeinsame Werte berufen und immer dann beschwoeren, wenn es um die Umsetzung von teuren Reformen zugunsten der Allgemeinbevoelkerung und deren Nichtfinanzierbarkeit geht. Vor einigen Wochen wurde in “Der Welt” in einem Artikel ( ich weis den Autor leider nicht mehr) davor gewarnt, in der jetzigen politischen Situation von Traditionen und Gemeinsamen Werten in Zusammenhang mit US Amerika zu sprechen, man begaebe sich leicht in den Verruf, dem Pfad eines Fanatisch/Totalitaeren Religionsstates zu folgen) Also was sind den nun diese Traditionen, welche Traditionen und Gemeinsamen Werte sind den nun Gemeint?? Den Roten Wehnachtsmann (Eingefuehrt ca. 1920 von der CocaCola Inc.) Den ausgehoelten Kuerbis zu Halloween? (eine amerikanische Tradition zu Erntedank)
Der Weihnachtsbaum?
(Laut Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsbaum#Geschichte
Eine deutliche Verschiebung des Brauchtums in der Adventszeit ist seit dem 20. Jahrhundert zu beobachten. Wurde sie ursprünglich als Fastenzeit begangen und war äußerlich vom Alltag wenig unterscheidbar, wird in der Gegenwart das zu erwartende Weihnachtsfest (nicht zuletzt durch verschiedene Marketingaktionen und –instrumente (der Konsumindustrie!) zunehmend in die Adventszeit vorverlegt.)
Also wer oder was soll das mit den Traditionen? Die weden sowieso nur aus Marktwirtschaftlichen Gruenden ausgelutscht und strategisch an unser Konsumverhalten oder die industrielle Herstellbarkeit angepasst! Echte Traditionen gibts die noch? Wie etwa diese russische: Ein Dorf galt als von Gott gesegnet, wen es einen Verrueckten im Dorf gab und dieVersorgung des „Dorftrottels“ oblag der gesammten Gemeinschaft, da er oder sie als „Seher“ galten. Nicht selten wurden beim Tod oder Unglueck so eines Menschen das gesammte Dorf aufgeloest, verlassen und niedergebrannt! Gibt es solche Traditionen noch, oder ist das nur noch eine leere Worthuelle, die fuer etws Sinnentleertes und entfremdetes steht!
Taditionsbewusst Ankarra